Am 8. März findet der Internationale Frauentag statt – ein Tag, der seit über 100 Jahren für Gleichberechtigung und Frauenrechte steht. Trotz vieler Fortschritte übernehmen Frauen noch immer den Großteil der unbezahlten Care-Arbeit, insbesondere in der häuslichen Pflege von Angehörigen.
Wenn ein Pflegefall in der Familie auftritt, sind es meist Frauen, die einspringen – oft neben Job, Haushalt und eigenen Verpflichtungen. Doch warum ist das so? Welche Folgen hat diese Doppelbelastung? Und wie kann Pflege gerechter verteilt werden?
Die aktuellen Zahlen zeigen das Ungleichgewicht deutlich:
Diese zusätzliche Verantwortung hat massive Auswirkungen auf die berufliche Entwicklung, psychische Gesundheit und finanzielle Absicherung.
Die Verteilung der Pflegearbeit innerhalb von Familien folgt oft traditionellen Rollenbildern. Nach wie vor wird die Betreuung von Angehörigen als eine typische „Frauenaufgabe“ betrachtet – ähnlich wie Kinderbetreuung oder Hausarbeit. Diese gesellschaftliche Erwartung führt dazu, dass Frauen häufiger einspringen, wenn ein Familienmitglied pflegebedürftig wird.
Ein weiteres Problem ist die fehlende Anerkennung dieser Care-Arbeit. Obwohl die häusliche Pflege essenziell für das Wohlergehen vieler Menschen ist, bleibt sie meist unbezahlt und unsichtbar. Frauen übernehmen diese Verantwortung oft zusätzlich zu beruflichen und familiären Verpflichtungen, ohne dass ihr Einsatz finanziell oder sozial ausreichend gewürdigt wird.
Hinzu kommt der Mangel an Alternativen. Pflegeheime sind teuer, ambulante Dienste häufig überlastet, und viele Familien haben keine andere Wahl, als die Pflege selbst zu organisieren. In vielen Fällen wird diese Verantwortung automatisch den Frauen zugeschrieben, während männliche Angehörige seltener in die Pflicht genommen werden.
Die Folgen dieser ungleichen Verteilung sind weitreichend. Viele Frauen leiden unter einem hohen Maß an Stress und Überlastung. Die Pflege eines Angehörigen ist emotional fordernd und bringt oft das Gefühl mit sich, mit der Situation allein gelassen zu werden. Diese Belastung kann auf Dauer die psychische und physische Gesundheit beeinträchtigen.
Zudem führt die Pflegeverantwortung häufig zu Karriereeinbußen. Viele Frauen reduzieren ihre Arbeitszeit oder geben ihren Beruf ganz auf, um sich um pflegebedürftige Familienmitglieder zu kümmern. Das hat langfristige finanzielle Konsequenzen, da geringere Einkommen auch geringere Rentenansprüche bedeuten. In vielen Fällen resultiert diese Entscheidung in einem erhöhten Risiko für Altersarmut, da die Betroffenen über Jahre hinweg weniger oder gar nicht in das Sozialversicherungssystem einzahlen.
Um eine gerechtere Verteilung der Pflegearbeit zu erreichen, sollten Familien frühzeitig über dieses Thema sprechen. Es ist wichtig, dass nicht nur eine Person – meist die Frau – automatisch die Verantwortung übernimmt, sondern dass alle Familienmitglieder einbezogen werden und sich aktiv an der Pflege beteiligen.
Zusätzlich kann eine professionelle Pflegeberatung helfen, sozialrechtliche Fragen zu klären und Unterstützungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Viele Betroffene wissen nicht, welche Entlastungsangebote es gibt oder welche finanziellen Hilfen ihnen zustehen.
Doch auch auf gesellschaftlicher und politischer Ebene sind Veränderungen notwendig. Eine bessere finanzielle Unterstützung für pflegende Angehörige, flexiblere Arbeitsmodelle und eine stärkere Anerkennung von Care-Arbeit sind entscheidende Schritte, um langfristig eine gerechtere Verteilung der Pflegeverantwortung zu ermöglichen.
Pflege darf nicht länger eine unsichtbare Last sein, die hauptsächlich Frauen tragen. Echte Gleichberechtigung bedeutet auch, Care-Arbeit fair zu verteilen – in der Familie, im Beruf und in der Politik. Dafür braucht es mehr Wertschätzung, Unterstützung und strukturelle Veränderungen.