Heute, am 08. März ist der internationale Frauentag. Seit mehr als 100 Jahren gilt dieser Tag als Symbol für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Und auch wenn sich in den letzten Jahren vieles zum Positiven geändert hat, findet auch heute leider noch eine systematische Benachteiligung von Frauen statt. Das lässt sich in vielen Bereichen feststellen – so auch, wenn es um die häusliche Pflege von Angehörigen geht.
Wenn es in der Familie zu einem Pflegefall kommt, übernehmen meistens die Frauen die häusliche Pflege des Angehörigen. Der zeitliche Aufwand ist dabei nicht zu unterschätzen: Häufig leidet das Privat- und Berufsleben unter dieser zusätzlichen Aufgabe, sodass Viele ihre Berufstätigkeit reduzieren, um für die Angehörigen da sein zu können.
Warum die pflegerische Verantwortung überwiegend an die Frauen der Familie übertragen wird und wie man die häusliche Pflege gerecht aufteilen kann, erfahren Sie in diesem Magazinbeitrag.
Einem Gutachten zufolge lässt sich das Profil von pflegenden Angehörigen folgendermaßen beschreiben:
Der Umfang der häuslichen Pflege beläuft sich auf 21 Stunden pro Woche. Häufig wird die Pflege dann in Kombination mit einer Teilzeiterwerbsfähigkeit realisiert. Die Pflegedauer beträgt im Schnitt vier Jahre.
Das hat vor allem viel mit gesellschaftlicher Arbeitsteilung und Geschlechterklischees zu tun. So werden bestimmte Arbeitsbereiche gesellschaftlich als „männlich“ oder eben „weiblich“ angesehen. Zu den „weiblichen“ Arbeitsbereichen gehören so zum Beispiel die Kinderbetreuung oder die Nahrungszubereitung. Und auch die pflegerische Arbeit wird als Aufgabe von Frauen angesehen und diesen somit zugeteilt.
Dennoch befinden wir uns in einem Wirtschaftssystem, das nur bezahlte Arbeit auf dem Markt anerkennt, sodass die gesellschaftlich unverzichtbare Care-Arbeit unbezahlt bleibt. Leider kann dies verheerende Folgen für Frauen haben.
Wird die Pflege innerhalb der Familie nicht aufgeteilt, sondern fällt alleinig auf die Frau zurück, kann das auch auf die psychische Gesundheit auswirken. Vielleicht fühlt sie sich im Stich gelassen und aufgrund mangelnder finanzieller und sozialer Unterstützung nicht wertgeschätzt. Gleichzeitig stellen viele Frauen ihren Beruf zugunsten der Familie zurück und entscheiden sich beispielsweise für ein Teilzeitmodell. So bleibt die Arbeitsbelastung durch die Pflege der Angehörigen oft gleich oder ist sogar höher, während das Einkommen und somit auch der Rentenanspruch sinken. Viele Frauen werden dadurch in die Altersarmut getrieben, denn sie zahlen geringere Beiträge in das Sozialversicherungssystem ein oder sind ausschließlich über ihren Partner abgesichert.
Wichtig ist, dass sich die Familie frühzeitig zusammensetzt, um den eventuell eintretenden Fall der Pflegebedürftigkeit frühzeitig zu besprechen. Dabei müssen alle Personen miteinbezogen werden! Auch diejenigen, die sich dieser Verantwortung gerne entziehen würden.
Zusätzlich bietet es sich an, eine Pflegeberatung in Anspruch zu nehmen. Diese kann bei sozialrechtlichen Fragen aushelfen, sowie einen Überblick zu Hilfsangeboten der Leistungsträger geben.
Dennoch ist es wichtig festzuhalten, dass Veränderungen vor allem gesellschaftlich erfolgen müssen. Geschlechtergerechtigkeit kann nur dann erreicht werden, wenn Care-Arbeit wertgeschätzt wird. Diese Wertschätzung muss sich auch in Wirtschaft und Politik widerspiegeln, so zum Beispiel durch finanzielle Fördermöglichkeiten oder flexible Arbeitszeitmodelle.