Der Status als schwerbehinderte Person ist für viele Menschen in Deutschland von entscheidender Bedeutung. Etwa 8 Millionen Bürgerinnen und Bürger sind von einer Schwerbehinderung betroffen, was verdeutlicht, dass nahezu jede zehnte in Deutschland lebende Person im Alltag auf Unterstützung angewiesen ist. In diesem Magazinbeitrag erhalten Sie eine detaillierte Übersicht darüber, welche Erkrankungen zu einer Anerkennung als Schwerbehinderung führen können und wie dieser Prozess abläuft.
Eine Einstufung als schwerbehindert erfolgt in der Regel ab einem Grad der Behinderung (GdB) von 50 oder mehr. Dies bedeutet, dass die Beeinträchtigung mindestens die Hälfte der normalem Leistungsfähigkeit ausmacht.
Der Grad der Behinderung (GdB) ist ein wichtiger Begriff im Kontext von Behinderungen und Gesundheit. Er dient dazu, den Schweregrad einer Beeinträchtigung oder Behinderung einer Person zu bewerten und damit verbundene Rechte und Unterstützungsleistungen festzulegen. Der GdB wird auf einer Skala von 20 bis 100 in Zehnerschritten festgelegt. Dabei wird der individuelle Gesundheitszustand unter Berücksichtigung verschiedener Aspekte bewertet, wie z.B. körperliche, geistige, psychische und soziale Beeinträchtigungen. Je höher der GdB, desto schwerwiegender ist die Einschränkung im täglichen Leben.
Körperliche Behinderungen machen einen bedeutenden Anteil der anerkannten Schwerbehinderungen aus, da sie eine breite Palette von Funktionen beeinflussen können. So betreffen sie unter anderem die Bewegungsfreiheit, die Selbstversorgung und andere lebenswichtige Funktionen eines Individuums. Die Ursachen können verschieden sein, darunter angeborene Faktoren, Unfälle oder degenerative Erkrankungen.
Beispiele für körperliche Behinderungen als Schwerbehinderung:
Geistige Behinderungen machen einen kleineren Anteil der Schwerbehinderungen aus, da sie eine spezifischere Gruppe betreffen. Sie betreffen die kognitiven Fähigkeiten und intellektuellen Funktionen eines Menschen, können angeboren sein oder im Laufe des Lebens auftreten. Diese Behinderungen können die Fähigkeit zur Kommunikation, zur Bildung sozialer Beziehungen und zur unabhängigen Lebensführung beeinträchtigen.
Beispiele für geistige Behinderungen als Schwerbehinderung:
Auch psychische oder seelische Erkrankungen können unter Umständen als Schwerbehinderung anerkannt werden. Ihre Auswirkungen werden oft unterschätzt, doch sie können eine breite Palette von Symptomen aufweisen, die die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen.
Beispiele für psychische Krankheiten als Schwerbehinderung:
Demenz ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die sich oft durch eine schrittweise Verschlechterung der Aufmerksamkeit, sprachlichen Fähigkeiten, des Denkvermögens und der Orientierung zeigt. Die Auswirkungen von Demenz sind physischer, psychischer und sozialer Natur – sowohl für die Betroffenen selbst als auch für ihre Familien, Freundinnen und Freunde.
Auch chronische Erkrankungen können als Schwerbehinderung gelten, nämlich dann wenn Betroffene mindestens einmal im Vierteljahr ärztliche Behandlung benötigen oder eine dauerhafte medizinische Betreuung erforderlich ist. Diese Definition räumt chronischen Erkrankungen einen besonderen Status ein und gewährleistet den Schutz vor Diskriminierung aufgrund des individuellen Gesundheitszustands.
So werden auch folgende chronischen Krankheiten als Schwerbehinderung anerkannt:
Um einen Schwerbehindertenausweis zu beantragen, ist der erste Schritt die Kontaktaufnahme mit dem zuständigen Versorgungsamt. Je nach Bundesland kann auch das Landratsamt oder das Landesamt für Soziales für die Antragsstellung verantwortlich sein.
In der Regel stellt das Versorgungsamt ein Antragsformular zur Verfügung, das online heruntergeladen oder formlos angefordert werden kann. Es ist auch empfehlenswert, vorab alle relevanten medizinischen Unterlagen und Befunde, die die eigenen Beeinträchtigungen belegen, zu sammeln. Dies kann den Bearbeitungsprozess beschleunigen und eine genauere Einschätzung der Behinderung ermöglichen.
Sobald der Antrag eingereicht wurde, holt das Versorgungsamt die notwendigen medizinischen Gutachten und Befunde ein und erstellt auf deren Basis einen sogenannten Feststellungsbescheid. Dieser enthält auch den Grad der Behinderung.
Bei der Ermittlung des Grades der Behinderung (GdB) spielen medizinische Fachkenntnisse eine zentrale Rolle. Der GdB wird anhand verschiedener medizinischer Gutachten festgelegt, die von Fachärztinnen und -ärzten und Expertinnen und Experten erstellt werden. Diese Gutachten berücksichtigen eine Vielzahl von Faktoren, darunter körperliche, geistige, psychische und soziale Aspekte.
Bei der Festlegung des GdB werden jedoch nicht nur die Erkrankungen an sich betrachtet, sondern auch deren Auswirkungen auf das tägliche Leben. Dabei spielen Aspekte wie Mobilität, Selbstversorgung, Kommunikation und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben eine entscheidende Rolle. Die Expertinnen und Experten prüfen, inwieweit die individuellen Beeinträchtigungen das alltägliche Funktionieren beeinflussen und wie stark die Einschränkungen in verschiedenen Lebensbereichen ausgeprägt sind.
Es ist wichtig anzumerken, dass die Ermittlung des GdB kein starres Verfahren ist. Vielmehr erfordert sie eine differenzierte Betrachtung und Abwägung aller relevanten Faktoren, da die Auswirkungen einer Erkrankung auf jeden Menschen individuell sein können.
Die Beantragung eines Schwerbehindertenausweises erfordert Geduld, da der Prozess einige Zeit in Anspruch nehmen kann. Dennoch ist es ein entscheidender Schritt, um die individuellen Bedürfnisse und Rechte von Menschen mit chronischen Erkrankungen oder Behinderungen zu schützen und zu unterstützen.
Sobald der Schwerbehindertenausweis ausgestellt ist, kann dieser in verschiedenen Situationen, wie bei Behörden, Sozialleistungsträgern oder im öffentlichen Verkehr, vorgelegt werden, um die damit verbundenen Vorteile und Unterstützungsleistungen in Anspruch zu nehmen. Mehr dazu erfahren Sie in unserem passenden Magazinbeitrag dazu.
Viele der Erkrankungen, die als Schwerbehinderung anerkannt sind, gehen oft mit einem erhöhten Pflege- und Betreuungsbedarf einher. So empfiehlt es sich neben dem Schwerbehindertenausweis auch einen Pflegegrad zu beantragen. Ein bewilligter Pflegegrad bietet nämlich die Möglichkeit, verschiedene Pflegeleistungen in Anspruch zu nehmen, die darauf abzielen, eine optimale Betreuung für schwerbehinderte Menschen sicherzustellen. Mehr zu der Beantragung erfahren Sie hier.