Dass Hilfsmittel die Folgen einer Erkrankung ausgleichen und dazu führen sollen, dass die betroffene Person selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilhaben kann, haben wir bereits in unserem Magazinbeitrag zu Hilfsmittel und Pflegehilfsmitteln erklärt. Dort erfahren Sie auch, wer Anspruch auf diese hat und wie sie beantragt werden. Das Hilfsmittelverzeichnis umfasst jedoch auch spezielle Hilfsmittel für an Epilepsie erkrankte Menschen. Wie diese den Alltag von Betroffenen erleichtern können, zeigen wir Ihnen hier.
Epilepsie ist eine Erkrankung, bei der das Gehirn oder einzelne Regionen im Gehirn übermäßig aktiv sind und zu viele Signale abgeben. Das charakteristische Merkmal für Epilepsie ist der epileptische Anfall. Die Ursachen für solch einen Anfall sind ganz verschieden. So können genetische Veränderungen, Stoffwechselstörungen, Missbildungen des Gehirns, Folgen von Hirnverletzungen und Entzündungen des Gehirns zu epileptischen Anfällen führen.
Ein epileptischer Anfall kann sehr unterschiedlich aussehen. So kann er zum Beispiel nur einen einzelnen Arm oder ein Bein betreffen oder den ganzen Körper erfassen. In manchen Fällen bleibt ein Anfall sogar unbemerkt und dauert nur wenige Sekunden. Manche Menschen verlieren ihr Bewusstsein und einige bleiben bei vollem Bewusstsein.
Grundsätzlich lässt sich in zwei Hauptformen unterscheiden:
Fokale Anfälle betreffen nur einen bestimmten Ort im Gehirn. Diese Anfälle können mit dem Erhalt, aber auch mit dem Verlust des Bewusstseins einhergehen. Fokale Anfälle mit Erhalt des Bewusstseins können unterschiedliche Formen annehmen: motorisch, sensibel, sensorisch, vegetativ und psychisch. Bei fokalen Anfällen mit Bewusstseinsstörung kann sich die betroffene Person nach dem Anfall nicht mehr daran erinnern. Oft beginnt ein solcher Anfall mit dem Abbruch eines begonnenen Bewegungsablaufes. Nach kurzem Verharren geht die betroffene Person anschließend in automatisch ablaufenden Bewegungen über, etwa Schmatzen oder Schlucken.
Im Gegensatz zu den fokalen Anfällen, sind bei den generalisierten Anfällen immer beide Gehirnhälften betroffen. Bei nahezu allen Formen der generalisierten Anfälle kommt es zum Verlust des Bewusstseins. Eine Ausnahme stellen dabei nur die myoklonischen Anfälle dar, bei denen das Bewusstsein erhalten bleibt.
Wussten Sie, dass Anfälle so unterschiedlich aussehen können? Deshalb kann man auch keine allgemein gültige Empfehlung zu den Hilfsmitteln aussprechen. Trotzdem möchten wir Ihnen einen Überblick geben und einige Hilfsmittel vorstellen, die den Alltag von Betroffenen erleichtern und Unfälle vorbeugen können.
Wie der Name schon sagt, erkennt ein Sturzmelder, wenn eine Person stürzt oder fällt. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten. Zum einen gibt es Systeme, die direkt am Körper getragen werden. Aber auch Systemen, die in der Wohnung angebracht werden, können zur Sturzerkennung eingesetzt werden. Mehr dazu erfahren Sie hier.
Anfallsmelder hingegen dienen der Überwachung des Anfallsgeschehens. So können bestimmte Anfallsformen mithilfe eines Gerätes dokumentiert werden. Anschließend kann eine Bezugsperson alarmiert werden, welche entweder ihrerseits helfend eingreifen kann oder medizinische Hilfe hinzuziehen kann.
Für ein erhöhtes Sicherheitsgefühl sorgen auch herkömmliche Notruf-Systeme. Diese können dann zum Einsatz kommen, wenn die Person nach einem Sturz nicht mehr aufstehen kann. Einige der Geräte verfügen sogar über eine Ortungsfunktion, sodass sich die betroffene Person auch unterwegs sicher fühlen kann.
Leider kommt es immer wieder vor, dass sich Epilepsie-Patientinnen und -Patienten bei einem Sturz während eines Anfalls schwere Kopfverletzungen zuziehen. Hier kann ein Kopfschutzhelm zum Einsatz kommen. Dabei gibt es heutzutage glücklicherweise eine breite Auswahl an passenden Helmen mit verschiedenen Passformen und ganz individuellen Designs.
Mit eine der größten Gefahrenzonen für Epilepsie-Erkrankte stellt Wasser dar. Deshalb gibt es auch fürs Schwimmen zahlreiche Hilfsmittel, damit sich die Betroffenen auch im Wasser stets sicher fühlen können. Ein Schwimmkragen und ohnmachtssichere Schwimmwesten können als Sicherungsmaßnahmen eingesetzt werden, um den Kopf bei einem plötzlichen Anfall über Wasser zu halten und so zu verhindern, dass Wasser geschluckt oder eingeatmet wird.
Tatsächlich sind Epilepsie-Patientinnen und -Patienten besonders gefährdet, einen Verbrennungsunfall zu erleiden. So kann es zum Beispiel während des Duschens oder Badens zu einem plötzlichen Anfall kommen. Häufig müssen Betroffene aufgrund von starken Verbrennungen im Anschluss intensivmedizinisch behandelt werden. Besondere Schutzvorrichtungen im Haushalt können hier Abhilfe schaffen. Besonders zu erwähnen wäre etwa ein Temperaturregler für Heißwasser welcher verhindert, dass sich das Wasser über eine bestimmte Temperatur erhitzt und schlimme Verbrennungen erst gar nicht auftreten können.
Dies ist nur eine Auswahl der beliebtesten Hilfsmittel für Epilepsie-Erkrankte. Nicht jedes Hilfsmittel ist für jede Patientin oder jeden Patienten von Bedeutung. Es kann hilfreich sein, eine Epilepsieberatungsstelle aufzusuchen und um Rat zu fragen.
Die Deutsche Epilepsievereinigung bietet eine telefonische Beratung von Betroffenen für Betroffene an. Die Sprechzeiten finden Sie auf der Webseite.